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Dresden: Demokratische Meinungen stärken

Nominiert für den Sächsischen Förderpreis für Demokratie: Gruppe KLARA, Dresden

Gute Arbeit gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus hat viele Gesichter – wir stellen 15 ausgewählte Projekte vor, die für den Sächsischen Förderpreis für Demokratie nominiert sind. Projekt VII: Die Schülergruppe KLARA informiert in Dresden-Klotzsche über neonazistische Aktivitäten - inzwischen weit über ihre Schule hinaus.

Die Gruppe KLARA ist eine Schul-AG, die schon längst nicht mehr nur aus Schülern und Schülerinnen, sondern auch aus Auszubildenden aus der Umgebung besteht. KLARA steht für Klotzscher AntirassistInnen, denn Gründungsort und Treffpunkt der Gruppe ist das Gymnasium Dresden-Klotzsche. Im Kern besteht KLARA aus rund 15 Mitgliedern zwischen 17 und 19 Jahren, die sich jeden Freitag treffen. Entstanden ist die Gruppe durch eine Initiative des Netzwerks für Demokratie und Courage (NDC). Die AG ist unabhängig von Lehrern und Lehrerinnen und organisiert sich selbst. Zwei Teamerinnen des NDC unterstützen die Jugendlichen.

Aufhänger der Aktivitäten war eine hakenkreuzähnliche Schmiererei auf dem Turnhallendach der Schule. Sie befand sich dort seit über acht Jahren, von unten auch nicht zu sehen, aber von den umliegenden Wohnungen aus schon. Ein engagiertes Klaramitglied machte darauf aufmerksam. Sie war auch bereits mehrmals beim Schulleiter gewesen, der allerdings nie reagiert hatte. Als Gruppe mit einer größeren Anzahl von Schülern konnte Klara mehr Druck ausüben mit dem Ergebnis, dass die Schmiererei übermalt wurde.

Größere Probleme gibt es an umliegenden Schulen und in der Nachbarschaft. So kommt es durchaus vor, dass „Sieg Heil“-Begrüßungen laut werden oder Jugendliche von den so genannten Klotzscher Skinheads verfolgt werden. Ein weiteres Thema, mit dem sich die Gruppe Klara beschäftigt, ist der Alltagsrassismus; Sprüche, Sätze, die oft gesagt werden, ohne dass darüber nachgedacht wird, dass sie rassistisch sind.

Ziele, die die AG mit ihrer Arbeit verfolgt, sind Interesse für die Thematiken Rechtsextremismus, Diskriminierung und Intoleranz zu wecken. Dafür werden nicht nur die AG-Mitglieder, sondern auch die Mitschüler und Mitschülerinnen weitergebildet. Für KLARA-Mitglieder gibt es Workshops, auf denen sich die Jugendlichen etwa mit dem Programm der NPD auseinandersetzen, Filme diskutieren, die sich mit Rechtsextremismus und Diskriminierung befassen oder Vorträge von Experten und Initiativen hören. Im Projekt Sörnewöö (Schule ohne Rassismus, Netzwerk und Workshop) geht es dann darum, dass Schüler und Schülerinnen ihre Mitschüler über Rechtsextremismus aufklären. Auch außerhalb der Schule erwecken sie Aufmerksamkeit: Beim Tag der offenen Tür im Sächsischen Landtag legten KLARA-Mitglieder Flyer aus, die auf menschenrechtsverletzende Äußerungen von NPD-Mitgliedern aufmerksam machten und nahmen im Gegenzug möglichst viel NPD-Material mit, damit es möglichst wenig Verbreitung findet. Auch an Demonstrationen, zum Beispiel gegen Nazis und Geschichtsrevisionismus am 13. Februar 2007, nehmen die AG-Mitglieder teil.

In naher Zukunft möchten die Jungen und Mädchen eine antirassistische Schulhof-CD zusammenstellen und als Gegenprojekt zur Schulhof-CD der NPD mit ihren rassistischen Texten an den Schulen zu verbreiten. Insgesamt geht es den Jugendlichen darum, möglichst viele Menschen zu erreichen und damit einen Beitrag zur Stärkung von demokratischen Meinungen zu leisten. Dabei wenden sie sich nicht nur an Schülerinnen und Schüler, sondern auch an Lehrer und Eltern – im persönlichen Gespräch, aber auch mit Flyern, die über Alltagsrassismus und Nazimarken aufklären. So vielfältiges Engagement wäre definitiv einen Sächsischen Förderpreis für Demokratie wert, der am 9. November gemeinsam von der Kulturstiftung Dresden der Dresdner Bank, der Stiftung Frauenkirche Dresden, der Freudenberg Stiftung und der Amadeu Antonio Stiftung vergeben wird.

Mehr im Internet:
Sächsischer Förderpreis für Demokratie:
www.demokratiepreis-sachsen.de

Mehr auf mut-gegen-rechte-gewalt.de:

80 x Mut in Sachsen

Nominiert für den Sächsischen Förderpreis für Demokratie 2007:

  1) Aktion Zivilcourage Pirna
  2) arche noVa e.V., Dresden
  3) Bürgerbündnis für Menschenwürde, Mittweida
  4) Buntes Leben, Freiberg
  5) Hatikva e.V., Dresden
  6) Jugendforum Chemnitz
  7) Gruppe KLARA, Dresden
  8) Kreativhaus, Dresden
  9)  Landesjugendpfarramt Sachsen, Leipzig 
10)  Netzwerk für Demokratische Kultur, Wurzen
11) Oberlausitz - Neue Heimat e.V., Löbau
12) Schulmuseum, Leipzig
13) Sprungbrett e.V., Riesa
14) Stadtverwaltung Glauchau
15) Treibhaus e.V., Döbeln

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Das Gynasium Dresden-Klotzsche, Wirkungsort von KLARA