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Vorurteil: "Flüchtlinge nehmen uns die Arbeit weg"

Sind Flüchtlinge arbeitslos, klagt man über die Sozialhilfekosten, die man ja irgendwie mitbezahle. Sind sie es nicht, fürchtet man die Konkurrenz um Arbeitsplätze. Dabei ist die Angst, dass Flüchtlinge der Wohnbevölkerung die Arbeitsplätze wegnehmen, unbegründet: Forscher, die den Zusammenhang von Zuwanderung und lokaler Arbeitslosigkeit untersucht haben, fanden keine negativen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkterfolg von Einheimischen. Langfristig profitieren die Einheimischen sogar von der Zuwanderung.

Auch die Rechnung, dass die Versorgung von Flüchtlingen Arme noch ärmer mache, geht nicht auf: Kämen tatsächlich weniger Flüchtlinge, bekäme ein arbeitsloser Hartz-IV-Empfänger nicht einen Cent mehr, geringe Löhne würden deshalb nicht steigen und Mittelständler hätten nicht weniger Angst vor dem sozialen Absturz. Dahinter steht nämlich ein anderes, weit größeres Problem: die wachsende Ungleichheit zwischen Arm und Reich. Verdiente das oberste Zehntel der Bevölkerung Mitte der 1980er Jahre noch fünfmal so viel wie das untere Zehntel, betragen die oberen Einkommen heute sogar siebenmal so viel. Die reichsten zehn Prozent der Haushalte besitzen über 60 Prozent des gesamten Nettovermögens in Deutschland, die untere Hälfte verfügt dagegen nur über ein Prozent.

Im Grundgesetz heißt es in Artikel 14: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“ Geld ist genug da – würde es zum Nutzen aller Menschen in Deutschland gerechter verteilt, könnten alle angstfrei und menschenwürdig leben. Über wachsende Ungleichheit kann man sich zu Recht beschweren - Flüchtlinge allerdings beeinflussen diese Zustände am allerwenigsten. 
 
Quellen:
www.handelsblatt.com/politik/konjunktur/nachrichten/oecd-studie-kluft-zw...
Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung: "IAB-Kurzbericht 26/2010"
Thomas K. Bauer, Regina Flake und Mathias Sinning (2011): "Ruhr Economic Papers #257, Labor Market Effects of Immigration - Evidence from Neighborhood Data"
Vierter Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung 2013. Aktuelle Schätzungen in der Studie der Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW): www.boeckler.de/52614_52997.htm

 
 
„Pro Menschenrechte. Contra Vorurteile“ räumt in kurzer Form mit den gängigsten Vorurteilen gegen Flüchtlinge auf.