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"Migrationsreport 2010" ist erschienen


Stets hochaktuell und mitunter brisant ist das Thema Migration und Integration in Deutschland. Diesem widmet sich auch der aktuell erschienene „Migrationsreport 2010“, den der Rat für Migration herausgegeben hat.

Von Katharina Weile

Der Rat für Migration hat seinen „Migrationsreport 2010 – Fakten - Analysen - Perspektiven“ herausgegeben. Wie Herausgeberin Marianne Krüger-Potratz gleich vorweg anspricht, ist der Rat für Migration damit spät dran, aber das Thema ist und bleibt natürlich hochaktuell.

Nun haben die beiden Herausgeber, Marianne Krüger-Potratz und Werner Schiffauer, gemeinsam mit Klaus Bade, Vorsitzender des Sachverständigenrats Deutscher Stiftungen für Integration und Migration, Levent Tezcan, Autor eines Beitrages sowie Günter Piening, Beauftragter des Berliner Senats für Integration und Migration, den „Migrationsreport 2010“ präsentiert.

Präsentation des „Migrationsreports 2010“

Im aktuellen „Migrationsreport“, dem bereits sechsten Teil dieser Publikationsreihe, liegt der Hauptschwerpunkt auf dem Thema Islam in Deutschland. Damit wird ein seit einigen Jahren zentraler Aspekt der Debatte um Migration und Integration aufgegriffen und in insgesamt sechs Aufsätzen umfangreich behandelt. Ergänzt werden diese durch eine Chronik, in welcher die thematisch relevanten Ereignissen und Debatten, die zwischen Mai 2008 und Dezember 2010 stattfanden, zusammenfasst werden.

Auch Marianne Krüger-Potratz wies auf dieses hochaktuelle und zugleich zukunftsträchtige Thema des Bandes hin und verknüpfte dies mit der Hoffnung, dass es sich bei diesem in Zukunft nicht nur um ein konfliktgeladenes, problematisches handeln wird. „Denn“, wie Werner Schiffauer erläutert, „die verstärkten Bemühungen um Integration gehen auch mit einem verstärkten Druck auf muslimische Gemeinden einher.“ Dies führte bereits dazu, dass sich Gemeinden, die sich der Politik der Formierung widersetzen und sich nicht der Forderung nach einem reformierten Islam, wie er in den Köpfen existiert, nicht nur unbeliebt machten, sondern gegen sie schon Verfahren wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung eingeleitet wurden. Ein besorgniserregendes Vorgehen und eindeutig ein Schritt in die falsche Richtung, der die zahlreichen Bemühungen um Integration, die von Seiten der Politik unternommen werden, zunichtemacht.

„Europa ist ein Einwanderungskontinent“, betont der Vorsitzende des Sachverständigenrats Deutscher Stiftungen für Integration und Migration Klaus Bade. „Indem es leider immer noch Entfremdungsprozesse und auch negative Integration gibt.“ Damit ist gemeint, dass eine Minderheit bewusst auf Distanz gehalten wird. Der Grund dafür liegt im schwachen Wir-Gefühl der Mehrheit, die sich als Abgrenzung ein klares Feindbild schafft. „Stattdessen braucht es einen Wir-Diskurs auf gleicher Augenhöhe. Ein wichtiger wie gleichermaßen schwieriger Weg“, fordert Klaus Bade.

Günter Piening, Beauftragter des Berliner Senats für Integration und Migration, bezeichnet den „Migrationsreport“ als „überfällige Auseinandersetzung“, insbesondere im Hinblick auf die thematisierte Islamkonferenz, die sich als „vollkommen misslungene Konstruktion“ erwiesen hat.

Umfassendes Herangehen an ein komplexes Thema

Herausgeber des „Migrationsreportes“ ist der Rat für Migration, der 1994 gegründet wurde und einen wissenschaftlichen Ansatz verfolgt. Seit dem Jahr 2000 wird alle zwei Jahre ein „Migrationsreport“ herausgegeben, dessen Beiträge jeweils ein zentrales Thema möglichst vielseitig untersuchen. Auch im aktuellen Band wird die im Fokus stehende Problematik Islam in Deutschland in einem Aufsatzteil umfassend behandelt und der Versuch der dringend erforderlichen kritischen Analyse unternommen.

Die verschiedenen Autoren beleuchten sowohl Entwicklungen, Meinungen und Standpunkte der Mehrheitsbevölkerung als auch die der islamischen Gemeinden. Auch das komplizierte, mitunter konfliktreiche Verhältnis zwischen dieser beiden Beteiligten wird untersucht. Wie bereits die vorangegangenen Migrationsreporte liefert auch der aktuelle mit zahlreichen Fakten und Informationen einen aufschlussreichen Beitrag zur Migrations- und Integrationsdebatte.

Der 360 Seiten umfassende „Migrationsreport 2010“ erschien beim Campus Verlag und kann für 29,90 Euro erworben werden.

Foto: v.l.n.r: Klaus Bade, Werner Schiffhauer, Marianne Krüger-Potratz, Günther Piening, Levent Tezcan

 

Erfindergeist statt Rassismus

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