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Junge Freiheit

Die Junge Freiheit (JF) gilt als Hauptorgan und Sammelbecken der Neuen Rechten. Sie versucht, eine moderne Gesellschaftskritik von rechts außen zu etablieren.

Entstehung
Plumpe Ausländerfeindlichkeit und Hitlerhuldigung sucht man in der JF (Untertitel: Wochenzeitung für Politik und Kultur) vergeblich. Die Junge Freiheit erschien erstmalig 1986, zunächst zweimonatlich, seit 1994 wöchentlich. Von Schülern und Studenten gegründet, verbreiterte sie ihre Basis durch Zulauf aus Burschenschaften und der Deutschen Gildenschaft, Kooperation mit anderen neurechten Zeitschriftenprojekten und Veranstaltung von Lesekreisen, Diskussionsclubs und einer „Sommeruniversität“. Sie unterstützt Sammlungsbewegungen des rechten Parteienspektrums.

Taktik
Für die JF gibt es sowohl aus eindeutig rechtsextremen als auch aus konservativen Kreisen viel Anerkennung. Diese reicht bis hinein in CDU und FDP. Die Redaktion hat sich die links-alternative "Tageszeitung" zum Vorbild genommen, als deren rechtes Pendant er die JF etablieren möchte. Extrem rechte Positionen sollen aus der Stigmatisierung befreit und auf breiter Basis salonfähig gemacht werden.

Das intellektuelle Niveau ist für Publikationen rechter Art überdurchschnittlich. Die JF-Redaktion agiert professionell. Berührungsängste zu Ultrarechten scheint es dennoch nicht zu geben. Die Rubriken "Politik", "Hintergrund" und "Forum" nehmen einen großen Raum ein. Gern werden hier Aussagen Andersdenkender (etwa demokratischer Politiker) verkürzt wiedergegeben, so dass sie scheinbar rechtsextreme Positionen unterstützen (z.B. in der Debatte um das Zuwanderungsgesetz). Ebenso wichtig sind Kommentare, Leserbriefe und Interviews mit rechtskonservativen Intellektuellen. Dies spiegelt die Meinungsbildungsfunktion der Jungen Freiheit wider. Der Kulturteil bildet den zweiten Schwerpunkt des Blattes, das Thema Wirtschaft ist unterrepräsentiert.

Überzeugung
Ziel bleibt die von dem französischen Philosophen Alain de Benoist propagierte "Kulturrevolution von rechts", die angenommene Dominanz des linken und liberalen Zeitgeistes soll zurückgedrängt werden. Kritisiert wird in der JF z.B. der angeblich herrschende "Egalitarismus", der "Identitätsverlust Europas" und die "One-World-Idee". Es wird zudem die Vision eines neuen "edlen" Nationalismus, wirtschaftlich sicherer und moralisch reiner Verhältnisse ohne fremde Einflüsse aufgebaut. Dem Staat sollen neue Aufgaben zukommen. Dazu muss die Geschichte neu begriffen und die vorgehaltene vergangene Schuld abgelegt werden.

Die Junge Freiheit als unabhängige rechte Zeitung, die im Kiosk erhältlich ist, beweist, dass ein rechter Markt entstanden ist, der sich nicht mehr nur mit platten Phrasen zufrieden gibt. Allerdings ist die JF ein wirtschaftlicher Misserfolg. Den Chefideologen ist es mit Hilfe ihrer Medienorgane glücklicherweise noch nicht gelungen, eine breite Öffentlichkeit von ihrem "Kulturkampfprojekt" zu überzeugen.

Das Landesamt für Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalen warf der JF vor, rechtsextremistische Ziele zu verfolgen. Ob dies statthaft ist, wurde bis zum Juni 2006 juristisch gerungen und endete mit einem Vergleich. Die Redaktion ist bemüht, nicht als verfassungsfeindlich stigmatisiert zu werden und als neokonservativ wahrgenommen zu werden.

Ins Umfeld der "Jungen Freiheit" gehört das "Institut für Staatspolitik".

Standpunkte. Erziehung für Demokratie • gegen Rechtsextremismus, CD-Rom für LehrerInnen. RAA Berlin e.V. / LISUM 2002

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