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Aktion Zivilcourage

Gegründet haben wir uns Anfang 1999 aufgrund erschreckend hoher Kommunalwahl-Ergebnisse rechter Parteien im Landkreis Sächsische Schweiz und einer zunehmenden Gewaltbereitschaft unter Jugendlichen. So wurden mehrmals „nicht-rechte“ Jugendliche und Ausländer überfallen, wobei es zum Teil zu sehr schweren Körperverletzungen kam. Hierbei tat sich vor allem die Gruppierung „Skinheads Sächsische Schweiz“ (SSS) hervor. Diese wurde 2001 vom damaligen sächsischen Innenminister wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung verboten. Bei einer Großrazzia des Landeskriminalamtes Sachsen (LKA) im Juni 2000 hatten die Beamten große Mengen Waffen und Munition sowie zwei Kilogramm Militärsprengstoff (TNT) und Zündvorrichtungen gefunden. 2003 wurden in zwei Verfahren insgesamt 17 Mitglieder der „SSS“ vom Dresdner Landgericht wegen des Vorwurfs der Bildung und Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung verurteilt. In dieser Situation entstanden wir…

Diese Entwicklungen und das daraus entstehende Klima der Angst bei vielen Jugendlichen waren die Auslöser für das Entstehen der Initiative Aktion Zivilcourage. Seit den ersten Ansätzen von damals hat die Initiative bis heute eine positive Entwicklung genommen und ihr Engagement in verschiedensten Bereichen und mit einer Vielzahl von Projekten immer weiter erhöht. Die Initiative hat sich zwischenzeitlich in dem eingetragenen Verein Aktion Zivilcourage strukturell etabliert. Sie arbeitet mit derzeit mehr als 50 ehrenamtlich Engagierten, zwei fest Angestellten und zwei Freiwilligen im FSJ Politik. Wir sind inzwischen fester Partner von Initiativen, Schulen, Kirchgemeinden, Stadtverwaltungen, Medien und Polizei. Bei allen Projekten arbeiten wir eng mit anderen Vereinen, freien Trägern, Schulen, Initiativen, Institutionen, Behörden, Politikern und der Presse zusammen.

Was uns wichtig ist: Wir erkennen Rechtsextremismus als gesamtgesellschaftliches Problem und stempeln ihn nicht als Problem der Jugend ab, auch wenn sich entsprechende Denk- und Verhaltensweisen bei Heranwachsenden oft am deutlichsten und extremsten zeigen. Das Wirken der Aktion Zivilcourage zielt demzufolge zu großen Teilen auf die Zielgruppe junger Menschen und mit Jugendlichen in Beziehung stehenden Multiplikatoren ab. Damit soll langfristig und grundlegend Demokratie gestärkt und rechtsextremistischen Bewegungen der Nachwuchs abgeschnitten werden.

Als Teil der Bürgergesellschaft wirkt die Aktion Zivilcourage aktiv und positiv an der Stärkung der demokratischen Kultur mit. Sie animiert und unterstützt Bürgerinnen, ihre Verantwortung wahrzunehmen und Zivilcourage zu zeigen. Dabei lassen wir uns von dem Grundprinzip leiten, dass sich eine erfolgreiche und stabile Demokratie durch selbstbewusste und aktive Bürger trägt, die andere Bürger unabhängig von ihrer sozialen und kulturellen Herkunft, ihrem Geschlecht und ihrer Religion als gleichwertig anerkennen und Konflikte fair lösen. Weiterhin zielt die Aktion Zivilcourage darauf ab, insbesondere bei Jugendlichen Perspektiven für bürgergesellschaftliches Engagement zu eröffnen. Wir wollen mit unserer Arbeit die Verbundenheit junger Menschen mit ihrem Lebensumfeld stärken und dadurch Abwanderung aus der Region verhindern. Die eigenen Aktivitäten der Aktion Zivilcourage konzentrieren sich auf das Gebiet des Landkreises Sächsische Schweiz, durch Vernetzung mit anderen sächsischen Initiativen wird aber auch eine überregionale Wirkung beabsichtigt. Die Vergangenheit können wir nicht ändern, aber unsere demokratische Zukunft müssen wir gemeinsam aktiv mit gestalten.

https://www.aktion-zivilcourage.de/

Aus: Holger Kulick (Hrsg.), MUT-ABC für Zivilcourage. Ein Handbuch gegen Rechtsextremismus. Von Schülern für Schüler, Leipzig 2008.

Aktion Zivilcourage