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Deutschlands kleinster Christopher Street Day

»War es bisher der kleinste Christopher Street Day deutschlandweit, sind wir jetzt der einzige CSD in einer Kleinstadt – und das in Pirna« stellt ein Vereinsmitglied belustigt fest. Doch so leicht wie es klingt, ist es keineswegs. Denn die Menschenverachtung der Neonazis trifft auch immer wieder Homosexuelle. Bisher fehlt es vor Ort jedoch an Vernetzung und Ansprechpersonen. Das soll nun anders werden. Gemeinsam wollen die Mitglieder des CSD Pirna e.V. eine lokale Unterstützungsstruktur aufbauen. Für ihr Engagement sind sie nun für den diesjährigen Sächsischen Förderpreis für Demokratie nominiert.

»War es bisher der kleinste Christopher Street Day (CSD) deutschlandweit, sind wir jetzt der einzige CSD in einer Kleinstadt – und das in Pirna« stellt ein Vereinsmitglied belustigt fest. Doch so leicht wie es klingt, ist es keineswegs. Denn die Menschenverachtung der Neonazis trifft neben Flüchtlingen und Migrant/innen, neben Punks und Obdachlosen, neben Juden und Muslimen auch Homosexuelle.

Noch immer ist die Sächsische Schweiz überregional als Hochburg neonazistischer Kräfte bekannt. Auch wenn die Zahl der Übergriffe und offene neonazistische Aktivitäten in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen sind, zeigen die hohen Wahlergebnisse für die NPD bei der letzten Kommunalwahlen (Gohrisch: 12,7%; Sebnitz: 15,0%, Reinhardtsdorf-Schöna: 20,5 %) weiterhin hohe Zustimmungswerte zu rassistischen menschenverachtenden Positionen.

Auch in Pirna erreichte die NPD mit 8,5% wiederholt zwei Mandate im Stadtrat. Sie konnte ihre Kommunalmandate im Kreistag auf 17 ausbauen und ist mit 5 Mandaten im Kreistag vertreten. Alltagsrassismus ist in Pirna nach wie vor an der Tagesordnung. An bestimmte Erscheinungen wie die aggressive Wahlwerbung der NPD haben sich die Menschen gewöhnt.

Betroffene rassistischer, menschenverachtender Gewalt wie Mitglieder afro-deutscher Familien oder der ersten schwul-lesbischen Initiative Pirls haben den Landkreis weitestgehend verlassen.

Doch aufgeben wollten die Veranstalter des CSD Pirna nicht. Vor über drei Jahren kamen sie erstmals zusammen, seitdem hat der CSD entgegen aller Widerstände jährlich stattgefunden, wurde größer, vielfältiger und politischer. Auch wenn jede der Veranstaltungen von Neonazis gestört wurde durch Pöbeleien, Belästigungen bis hin zum Zeigen des Hitlergrußes, begleiten immer mehr Unterstützer/innen die jährliche Parade. Bereits im Vorfeld werden verschiedene Akteure angesprochen, in die Vorbereitungen eingebunden und dabei gleichzeitig für ein respektvolles, diskriminierungsfreies Miteinander sensibilisiert.

Durch die Gründung eines Vereins soll diese Arbeit nun verstetigt und eine dauerhafte Plattform für Lesben, Schwule, Bi-und Transsexuelle im Landkreis geschaffen werden. Bisher fehlt es vor Ort an Vernetzung und Ansprechpersonen, es gibt keine Anlaufstellen oder Kontakträume. Treten Probleme oder Diskriminierungen auf, müssen sich Betroffene nach Dresden wenden oder auf Beratung verzichten. Das soll nun anders werden. Gemeinsam wollen die Mitglieder des CSD Pirna e.V. eine lokale Unterstützungsstruktur aufbauen, Vernetzung, Begegnung und Austausch ermöglichen und darauf hinwirken, dass es zur Normalität wird, Veranstaltungen jeglicher Art offen und ohne Diskriminierung durchführen und besuchen zu können.

Das sollte selbstverständlich sein? Das meinen wir auch und zeichnen den CSD Pirna e.V. für sein unverzichtbares Engagement für ein gleichberechtigtes Zusammenleben aller Menschen, ungeachtet ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlicher Identität, mit dem Sächsischen Förderpreis für Demokratie aus.

Bereits zum achten Mal wird in diesem Jahr der Sächsische Förderpreis für Demokratie vergeben. Aus den eingegangenen 60 Bewerbungen wählte eine prominent besetzte Jury sechs Initiativen und erstmals eine Kommune aus, die sich in herausragender Weise für Menschenrechte und gegen Rechtsextremismus engagieren und die demokratische Kultur in Sachsen täglich bereichern und fördern.

Die Verleihung des Sächsischen Förderpreises findet am 7. November im Ratsplenarsaal des Neuen Rathauses in Leipzig statt.

Die Laudatio hält Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (Bundesjustizministerin a.D.). Bastian Wierzioch (MDR Figaro) führt durch den Abend. Für die musikalische Begleitung sorgt der Leipziger Sebastian Krumbiegel.

Die auslobenden Stiftungen sind die Amadeu Antonio Stiftung, die Freudenberg Stiftung, die Sebastian Cobler Stiftung und die Stiftung Elemente der Begeisterung.
 
 

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