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Film ab! Medienseminare gegen Antisemitismus

Viele Schülerinnen und Schüler empfinden die Auseinandersetzung mit dem Thema Antisemitismus oftmals trocken, anstrengend oder langweilig. Doch was tun, damit sich auch junge Menschen für dieses Thema interessieren? Vor diesem Hintergrund haben die Verdi Jugendbildungsstätte Berlin-Konradshöhe und das Projekt Bildungsbausteine gegen Antisemitismus gemeinsam das Medienseminar gegen Antisemitismus „Film ab!“ entwickelt. Junge Menschen setzen sich bei dem Projekt somit nicht nur ernsthaft mit der Problematik des Antisemitismus auseinander, sondern bekommen Medienkenntnisse vermittelt, das ihnen beim Drehen eigener Filme hilft.

Von Carmen Altmeyer

Sich ernsthaft mit der Problematik des Antisemitismus auseinanderzusetzen und dabei eine Menge Spaß zu haben, klingt für viele Jugendliche erst einmal widersprüchlich. Die Behandlung des Themas in der Schule erscheint ihnen oft zu trocken, anstrengend oder langweilig. Aus diesem Grund haben die Verdi Jugendbildungsstätte Berlin-Konradshöhe und das Projekt Bildungsbausteine gegen Antisemitismus gemeinsam das Medienseminar gegen Antisemitismus „Film ab!“ entwickelt. Junge Menschen bekamen dabei nicht nur theoretisches Wissen, sondern auch Medienkenntnisse vermittelt und wurden beim Drehen eigener Filme unterstützt. Die Ergebnisse der dreijährigen Projektphase wurden am Mittwoch, dem 3. April, in der Verdi-Bundeszentrale im Rahmen eines Filmfestivals einem größeren Publikum präsentiert und prämiert.

Während der ersten beiden Tage des Workshops beschäftigten sich die Jugendlichen intensiv mit Antisemitismus in Geschichte und Gegenwart. Foto: © Lukas Scholz

Kurzfilme, die zum Lachen und zum Nachdenken anregen

„Was stopft ihr denn in eure Gans?“, fragt der Vater in einem der vorgestellten Filme, der am Weihnachtsabend spielt. „Ähm, wir feiern kein Weihnachten. Ich bin Jüdin“, entgegnet die eingeladene Freundin seines Sohnes. Wie kann sich der entsetzte Sohn gegen seinen antisemitischen Vater durchsetzen, der die Beziehung der beiden Jugendlichen beenden möchte? Dies ist nur eine von vielen Fragen, welche in den fantasievollen Kurzfilmen aufgeworfen werden. Insgesamt entstanden aus der Projektarbeit heraus 40 Filme, von denen es neun Clips mit ganz unterschiedlichen Herangehensweisen in die Auswahl des Filmfestivals schafften. Von einer Parodie der Doku-Soap „Mitten im Leben“, diverser Liebesgeschichten bis hin zu einem Clip über die rassistische Diskriminierung bei der Bewerbung um einen Ausbildungsplatz waren viele spannende und kreative Ideen vertreten. Während die ausgewählten Kurzfilme gezeigt wurden, lachte das Publikum oft lauthals auf, manchmal breitete sich jedoch auch betretenes Schweigen im Saal aus. Den ersten Preis bei der Publikumswahl gewann der Film „Unser deutscher Zoo“, in dem verschiedene Formen von Antisemitismus anhand eines fiktiven Zoos dargestellt werden.

Die pädagogische Herangehensweise

Insgesamt haben die Organisatorinnen und Organisatoren 20 fünftägige Seminare mit 400 Jugendlichen zwischen 13 und 22 Jahren durchgeführt. Die Medienseminare zogen sich jeweils über fünf Tage, um dem kreativen Prozess genug Zeit geben zu können. Während der ersten beiden Tage beschäftigten sich die Jugendlichen intensiv mit Antisemitismus in Geschichte und Gegenwart. Anschließend entwickelten sie Drehbücher und lernten, selbstständig mit Kamera und Schnittprogramm umzugehen. Sie drehten und schnitten ihre Videoclips, unterlegten sie mit Musik und präsentierten das fertige Kunstwerk zum Abschluss des Seminars. Die begleitenden Lehrkräfte konnten während der Seminarzeit ebenfalls fortgebildet werden und außerdem wie die Jugendlichen Kamera- und Schnittechnik erlernen.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten am Ende des Filmfestivals über den besten Film abstimmen. Foto: © Lukas Scholz

Die entwickelten Methoden und eine Auswahl der entstandenen Filme wurden zusammen mit entsprechendem pädagogischen Begleitmaterial in der Projektdokumentation „Film ab! Clips gegen Antisemitismus. Methoden für die pädagogische Arbeit“ veröffentlicht. Diese kann von Interessierten bei beiden Projektpartnern bestellt werden. Das Projekt wurde mit dem Wirkt-Sigel von Phineo im Bereich Rechtsextremismus ausgezeichnet.

Weiterführende Links:

Bildungsbausteine gegen Antisemitismus: http://www.bildungsbausteine.de/
Verdi Jugendbildungsstätte Berlin-Konradshöhe: http://www.verdi-bildungsstaette.de/

Foto: © Lukas Scholz