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Erneuter rechtsextremer Immobiliencoup in Anklam

Unbemerkt von der Öffentlichkeit und Verwaltung der Stadt Anklam ist es der rechtsextremen Szene mutmaßlich erneut gelungen eine größere Immobilie zu erwerben. Dies wäre das vierte Gebäude in der Region, das Rechtsextremen gehört - eine im deutschsprachigen Raum einzigartige Dichte neonazistischer Projekte.


Von Günther Hoffmann

Nach Recherchen des „Blickpunkt Demokratie und Extremismus“ des Zentrums Demokratische Kultur handelt es sich dabei um ein Verwaltungs- und Produktionsgebäude der 2003 in Konkurs gegangen Bäckerei A-Back in der Leipziger Allee Nr. 9 in Anklam. Als Konkursverwalter trat eine  Greifswalder Rechtsanwaltskanzlei auf. Versuche die Immobilie über Zwangsversteigerungen am Amtsgericht Anklam zu vermarkten scheiterten im Frühjahr 2007. Am 20.6.07 wurde das Gebäude bei der Sommerauktion der Norddeutschen Grundstücksauktionen AG in Rostock für 10.500,- € versteigert.

 

Bei dem mutmaßlichen Neubesitzer handelt es sich um einen Herrn R. aus Görke bei Anklam. R. ist in der Region seit langem als Rechtextremist bekannt und soll maßgeblich bei der Organisation von Rechtsrockkonzerten aktiv gewesen sein. Anwohnern gegenüber ließ R. verlauten, dass Verwaltungsgebäude würde in Wohnraum umgewandelt. Über die beabsichtigte Verwendung der Produktionsräume ist bisher nichts bekannt. Doch liegt die Vermutung nahe, dass dort Veranstaltungen durchgeführt werden könnten. Auch eine Verwendung als Druckerei wäre vorstellbar. Bausicherungs- und Umbauarbeiten werden von den Nachbarn schon seit Herbst 2007 beobachtet.

 

Anklam als "nationaler Leuchtturm"

Anklam hat somit einen dritten attraktiven Anlaufpunkt für die rechtsextreme Szene. Neben dem seit 10 Jahren überregional bekannten Laden New Dawn, von Marcus T. und dem auch im letzten Jahr von zwei Neonazi-Aktivisten erworbenen Möbelhaus, hier ist die KPV der NPD und ein Buchversand angesiedelt, stellt dieses neue Objekt einen weiteren Ausbau der rechtsextremen Infrastruktur dar. Zieht man dann noch die Objekte im Umland mit hinzu ist von einer im deutschsprachigen Raum einzigartigen Dichte neonazistischer Projekten auszugehen. Laut Informationsdienst mvregio.de  gab der führende Neo-Nazi-Kader und Vorsitzende des NPD-Kreisvorstandes Enrico Hamisch  im Januar der "Deutschen Stimme", der Parteizeitung der NPD, ein Interview. Hier erklärte der Neo-Nazi, dass "die Region in und um Anklam über starke und gut organisierte Strukturen innerhalb des nationalen Widerstandes verfügt und somit als "nationaler Leuchtturm" bezeichnet werden kann". Hamisch verkündete gleich auch noch die weitere Strategie der Rechtsextremisten; "National befreite Zonen und Gebiete müssen daher in ihrer bereits bestehenden Infrastruktur fortwährend ausgebaut, gestärkt und gefestigt werden"

 

Nun sind die Verantwortlichen der Stadt gefragt. Von mal zu mal steigt das Risiko, dass sich noch weitere rechtsextreme Unternehmungen in Anklam ansiedeln und die Stadt zu einem Wahlfahrtsort für Rechtsextremisten verkommt.

Quelle:
www.zentrum-demokratische-kultur.de
Und: http://www.mvregio.de/mvr/152036.html
Mehr über die politischen Kräfteverhältnisse rund um Anklam: http://www.sueddeutsche.de/deutschland/artikel/309/86223/
Wie der Immobilienstreit im brandenburgischen Rauen weitergeht: http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/11305974/62249/%C2%A0Rech...


www.mut-gegen-rechte-gewalt.de / Foto: Übermaltes Hakenkreuz an einer Hauswand in Wolgast nahe Anklam (hkulick)


hakenkreuz.jpg

übermaltes hakenkreuz an einer hausfassade gesehen in Wolgast