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Drei Fragen an...

...Charlotte Knobloch. MUT möchte von prominenten Meinungsbildnern wissen, wie sie empfehlen, um Rechtsextremismus entgegen zu wirken. Hier antwortet die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland:

1. Haben wir uns in Deutschland wieder an Rechtsradikale gewöhnt?

Wir dürfen uns nicht daran gewöhnen! Denn die routinierte Selbstverständlichkeit mit der dieses Thema von den Politikern immer dann auf die Agenda gesetzt wird, wenn das Kind wieder einmal in den Brunnen gefallen ist, grenzt an Zynismus – zumal sich ihre Handlungsbereitschaft in Sonntagsreden erschöpft. Eine Menschenhatz, wie 2007 im sächsischen Mügeln sowie die Messerattacke auf einen Frankfurter Rabbiner hätten Grundsätzliches ändern müssen.

2. „Gegen Nazis!“ – Wie sagen Sie’s Kindern oder Jugendlichen?

Ich sage Ihnen, dass sie keine Schuld an den Verbrechen der Vergangenheit haben. Sie haben aber aufgrund ihrer nationalen Geschichte Verantwortung für die Gegenwart. Die Vergangenheit können wir nicht „bewältigen“ – die Gegenwart schon.

Wer gerne Musik hört, dem sei in diesem Kontext „Selma – in Sehnsucht eingehüllt“ vom World Quintet empfohlen.

3. Was können wir selbst gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit tun?

Auch im Alltag – in der Schule sowie im Kindergarten – gibt es Diskriminierung. Kinder sollten sich trauen zu widersprechen, wenn ein Mitschüler wegen seines Aussehens oder seiner Kleidung ausgegrenzt und lächerlich gemacht wird.
Und die Erwachsenen müssen darauf achten, die jungen Menschen von Propagandamaterial wie Schulhof-CDs, NPD-Zeitungen und einschlägigen Internetportalen fern zu halten. Stattdessen sollten sie ihren Kindern Zugang zu Literatur ermöglichen, die ihnen die Vergangenheit so vermittelt, dass sie mit dem Herzen erfahrbar und greifbar wird. Etwa das "Tagebuch der Anne Frank“.


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Die Serie wird in loser Folge fortgesetzt.



www.mut-gegen-rechte-gewalt.de / kulick


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Charlotte Knobloch, Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland